Von Eiern in Körben und Prognosen
Dieses Mal habe ich zwei Vorhersagemodelle am Start. Neben dem oft erfolgreich erprobtem Kanzlermodell, was ich bereits um die Jahrtausendwende mit meinem damaligen Doktorvater Helmut Norpoth entwickelt habe, nun noch das Model von zweitstimme.org.
Ich wurde schon gefragt, ob ich lieber nicht alles auf eine Karte setzten will und stattdessen die im Titel genannten Eier auf mehrere Körbe zu verteilen, wie man im Englischen sagen würde. Echt jetzt? Nö.
Keine Sorge. Es sind schlicht zwei unterschiedliche Herangehensweisen, die ich aus wissenschaftlicher Sicht beide propagieren möchte. Falsch liegen werde ich vermutlich bei beiden. Daraus kann ich jedoch besser lernen, um damit die Wahl und wie es dazu kam besser zu verstehen, statt nach der Wahl Scheinerklärungen und journalistischen Geschichten aufzusitzen, die dann schon immer alles gewusst haben.
Meine Motivation für Zweitstimme.org
Es ist eine der Stärken des Modells von zweitstimme.org viele verschiedene politisch interessante und relevante Ereignisse vorherzusagen.
Beide Modelle benutzen zwar u.a. historische Informationen, um aus der Geschichte der Bundestagswahlen Erklärungsfaktoren für eine Prognose ableiten zu können, haben aber unterschiedliche Ziele.
Das Modell von Zweitstimme.org sagt den Stimmenanteil aller relevanten Parteien voraus, die sich kurzfristig mit jeder neu veröffentlichten Umfrage aktualisiert. Dabei geht es uns vor allem darum, die gegebenen Unsicherheiten realistisch einzuschätzen und sie entsprechend verständlich zu kommunizieren. Unsere Vorhersagen des Stimmenanteils jeder Partei, jeder Koalition oder andere Ereignisse, die damit verbunden sind, werden nach jeder veröffentlichten Umfrage ständig aktualisiert.
Es ist eine der Stärken des Modells von zweitstimme.org viele verschiedene politisch interessante und relevante Ereignisse vorherzusagen, die man auf Basis der Vorhersagen für einzelne Parteien bekommen kann. Mit welcher Wahrscheinlichkeit, etwa scheitert eine Partei an der 5%-Hürde, bekommt eine bestimmte Koalition eine Stimmenmehrheit, oder das es sechs Fraktionen im neuen Bundestag geben wird (im Moment liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 96%).
Meine Motivation für das Kanzlermodell
Das Kanzlermodell möchte ganz klassisch den richtigen Sieger vorhersagen. Einen Monat vor der Wahl gibt es eine endgültige Prognose.
Das Kanzlermodell möchte ganz klassisch den richtigen Sieger vorhersagen. Kurzfristig Veränderungen ergeben sich nur noch durch die Popularitätsschwankungen der amtierenden Kanzlerin relativ zu ihrem Herausforderer. Wie die Parteien in der Umfrage abschneiden sind für das Kanzlermodell nicht interessant. Einen Monat vor der Wahl gibt es dann eine endgültige Prognose.
Normalerweise sagen wir nach der Logik des Modells nur den Stimmenanteil der amtierenden Regierungskoalition voraus statt einzelner Parteien. Große Koalitionen, wie die derzeitige Regierungskoalition, treten aber nicht an um wiedergewählt zu werden obwohl sie eine Mehrheit der Sitze bekommen wird. Dazu braucht niemand ein Modell.
Daher versucht das Kanzlermodell diesmal den Stimmenanteil mehrerer möglicher Koalitionen vorherzusagen. Eine Jamaikakoalition sehen wir genauso wie die Wiederauflage der Großen Koalition für möglich. Beide Koalitionen werden vermutlich nicht gebildet, wenn es zu Schwarz-Gelb oder Schwarz-Grün reichen wird. Das Kanzelmodell hält beides, um Unterschied zum Zweitstimme.org Modell für sehr wahrscheinlich. Wir sehen eine Wahrscheinlichkeit von 88% das eine Schwarz-Gelbe Koalition eine Mehrheit bekommt und immerhin noch eine Wahrscheinlichkeit von 80% dass eine Schwarz-Grüne Koalition eine Mehrheit bekommen wird. Das ist zwar keinesfalls ausgemacht, aber immer noch wahrscheinlicher als dass ein Elfmeter in der Bundesliga-Saison 15/16 verwandelt wurde. Die Vorhersage des Kanzlermodells für Schwarz-Gelb ist bei 49,5% und für Schwarz-Grün bei 48,9%. Für Anhängerinnen und Anhänger von Martin Schulz und der SPD sieht das Modell dagegen keine Option, die einen Kanzlerwechsel möglich erscheinen lässt. Angela Merkel wird also ihrer dritten Wiederwahl als Kanzlerin sicher entgegengehen.