Wie haben sich die Koalitionsoptionen entwickelt?

Während Wahlkampagnen wird viel über Koalitionsoptionen spekuliert. Im Moment zeigen unsere Berechnungen von zweitstimme.org, dass zwei mögliche Koalitionen die rechnerische Mehrheit nahezu sicher erreichen werden: Die Große Koalition wird eine Mehrheit erhalten, aber auch das „Jamaika“ Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen hat eine Wahrscheinlichkeit von knapp 90% am Wahltag eine Mehrheit der Sitze zu erreichen. Dagegen sind Zweier-Bündnisse bestehend aus der CDU/CSU und einem anderen Koalitionspartner eher unwahrscheinlich (eine rechnerische Mehrheit für Schwarz-Gelb hat momentan eine Wahrscheinlichkeit von 29% und Schwarz-Grün eine Wahrscheinlichkeit von 20%). Die SPD hat momentan überhaupt keine Aussichten, ein Koalitionsbündnis anzuführen (sowohl Rot-Rot-Grün als auch die Ampel berechnen wir mit 5%). Aber wie haben sich diese Koalitionsoptionen in den letzten Monaten entwickelt?

Jamaika – Vom Münzwurf zur Großen Alternative

Als einzige wahrscheinliche Alternative zur Großen Koalition zieht das Jamaika Bündnis viel Aufmerksamkeit auf sich. Nicht erst seit sich die Vorsitzenden, Cem Özdemir und Christian Lindner beim Fünfer-Duell kritisch, aber respektvoll, abtasten, wird keine Möglichkeit ausgelassen um Spitzenpersonal der beiden Parteien nach ihrem Befinden bezüglich dieser Machtoption zu befragen. Interessanterweise hat sich die Wahrscheinlichkeit für eine rechnerische Mehrheit des Bündnisses erst im Laufe der Kampagne herauskristallisiert. Während die von uns berechnete Wahrscheinlichkeit Anfang Mai noch knapp unter 50% lag, stieg sie auf über 70% im Juni und 80% im Juli, hin zu den knapp 90% zwei Wochen vor der Wahl. Hauptsächlich zurückzuführen ist das auf eine erstarkte FDP. Die Neue Züricher Zeitung am Sonntag titelte dazu bereits wahrsagerisch „In Deutschland weht ein Hauch von Jamaika“. Dabei ist es jedoch noch nicht klar, ob eine solche Koalition letzten Endes zustande kommen würde. Das hängt von der Bereitschaft der Partner ab, aber auch von den anderen Machtoptionen.

Schwarz-Gelb – Der Umfrageaufschwung der FDP

Der Umfrageaufschwung der FDP macht nämlich auch eine Mehrheit für das Zweier-Bündnis mit der CDU/CSU wieder wahrscheinlicher. Anfang Mai lag die Chance dafür noch bei mauen 15% und wurde als Machtoption weitestgehend ignoriert. Mitte August hingegen berechneten wir eine Wahrscheinlichkeit von über 33%, die seit dem in etwa konstant bleibt. Mit etwas Glück könnte es also für eine Wiederauflage der Bürgerlich-Liberalen Koalition von 2009 reichen. Ob diese von Angela Merkel und Christian Lindner erwünscht wird sagen unsere Vorhersagen leider nicht, aber der Anstieg der Wahrscheinlichkeit zeigt, dass die beiden Partner nun wieder mehr Gründe haben sich darüber wieder Gedanken zu machen, da zumindest die rechnerische Mehrheit einer solchen Koalition unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich ist.

Schwarz-Grün – Eher unwahrscheinliche neue Ufer

Einen neuen Koalitionspartner auf Bundes-Ebene könnte die CDU/CSU noch in den Grünen finden. Sind Hessen und Baden-Württemberg ein adaptierbares Modell für den Bund? In beiden Parteien gibt es immerhin Fraktionen, die der Idee nicht abgeneigt sind. Allerdings bewegen sich unsere Erwartungen für den Stimmanteil der Grünen seit Mai relativ stabil zwischen 7% und 8%. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies für Schwarz-Grün reicht ist dementsprechend auch konstant und pendelt zwischen 20% und 30%. Ob das genug Hoffnung ist für die Pizza-Connection?

Machtoptionen der SPD: Nur noch dreimal fünf Prozent

Der kontinuierliche Rückfall der SPD in den Umfragen auf Vor-Schulz-Effekt-Niveau geht einher mit einer gesunken Wahrscheinlichkeit für alternative Machtoptionen. Von Anfang an war klar, dass es nicht für eine Rot-Grüne Mehrheit reichen würde (die Wahrscheinlichkeit für das Erreichen einer rechnerischen Mehrheit ist hier momentan bei weniger als 0,5%). Aber wie stand es mit einem Links Bündnis? Mit Martin Schulz als neu gekrönten Kanzler-Kandidaten, wurden Anfang des Jahres noch aufgeregt Schwüre und Dementi von den Beteiligten abgegeben oder eingefordert. Heute scheint niemand mehr an eine Mehrheit links der Mitte zu glauben. Das zeigt auch der von uns berechnete Zeitverlauf. Anfang April standen die Chancen für ein Links-Bündnis noch bei einem Viertel, sackten dann kontinuierlich auf das heutige Niveau von 5% ab. Bei solch geringen Wahrscheinlichkeiten funktioniert auch Angela Merkels Aufforderung an Martin Schulz, während des TV-Duells, eine Koalition mit der Linken auszuschließen nicht mehr wirklich als Drohung. Die Ampel-Koalition hatte über den gesamten Zeitraum eine sehr geringe Chance, so dass in den letzten Monaten der SPD eigentlich nur ein letzter kleiner Hoffnungsschimmer blieb: Stärkste Fraktion zu werden. Immerhin in 5 aus 100 Wahlen könnte dies nach wie vor passieren.

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